Pressebericht nach meiner ersten Autorenlesung
Artikel aus der Leonberger Kreiszeitung
vom 26.06.2006
Alltägliches in Versform oder Tango mit dem Staubsauger
Hilda Röder stellt in Weil der Stadt bei einer poetischen Matinee ihr Buch "Erbsenrot und ihre Gedichte" vor
Weil der Stadt. Die Gedichte von Hilda Röder zaubern Bilder in den Kopf, wenn man sich auf sie einlässt. Oft werden ihre Worte sogar zu lebendigen Szenen. Gestern Morgen hat die Lyrikerin "Erbsenrot und ihre Gedichte" in der Buchhandlung Buch und Musik vorgestellt.
Von Gabriele Müller
Es sind alltägliche Begebenheiten, die die Weil der Städterin in gereimte Verse fasst. Sie beobachtet genau, was ihr begegnet und findet mit großer Sicherheit die passenden Worte, die ihre Gedanken einfangen und sie anderen Menschen übermitteln. Die Quellen für ihre sprachlichen Miniaturen sind vielfältig, oft hat sie das Geschilderte selbst erlebt. Mal ist es eine komische Begegnung im Wartezimmer beim Arzt, mal sind es blümerante Träumereien im eigenen Gärtlein, dann wieder sinnlich wahrgenommene Naturstimmungen am Strand auf Sardinien oder Mallorca. Besonders poetisch und dicht gelingen ihre Zeilen, wenn sie an oder über ihren Enkel Kilian schreibt. "Goldig" raunt es in den Zuhörerreihen, als sie das Gedicht "Nur erbsengroß" vorträgt. Ganz direkt spricht sie das gerade einmal fünf Wochen alte Lebewesen an, das im Bauch der Mutter wächst.
Die Schilderungen der 1943 in Holland geborenen Weil der Städterin sind stets sehr persönlich und auf entwaffnende Art ehrlich. Unverblümt beschreibt sie den Kampf mit ihren sandsack-schweren Gliedern, wenn sie sich beim morgendlichen Aufstehen "aus ihren Träumen schälen" muss. Sie lässt ihrer Fantasie freien Lauf, wie schön es sein könnte, noch einmal verliebt zu sein und vollkommen den Verstand zu verlieren. Und sie beschreibt ganz offen ihr Empfinden, wie sich der "Lebenswille" ihres zehn Wochen alten Enkels im Saugen an der Mutterbrust manifestiert. Nachdenkliche Betrachtungen sind ebenfalls dabei. Und auch hier findet sie den richtigen Tonfall mit einer guten Mischung aus Sensibilität und Humor.
"Ich kann über alles schreiben, was mit mir spricht", erklärt sie. Das kann zum Beispiel ein neu beginnender Tag sein, mit dem sie dann einen Dialog beginnt. "Ich bin dein Tag", sagt er zu ihr im gleichnamigen Gedicht und verspricht "Ich verschenke mich an dich". In "Nimm dein Leben" geht es darum, das eigene Leben als Geschenk anzunehmen und das Beste daraus zu machen. Und "Ich renne dem Glück nicht mehr hinterher" schließt mit der Erkenntnis, dass das eigentliche Glück in einem selbst liegt. Viel Zustimmung erhält sie vom Publikum, als sie sehr treffend das Dilemma analysiert, dass sie sich zwar über die Jahre äußerlich verändert, aber: "Mein Ich altert nicht." Ganz spontan kommt kurz darauf ein netter Kommentar aus dem Publikum, als sie in Gedichtform vom bösen Erwachen an der Supermarktkasse berichtet, als sie feststellt, dass sie nicht nur den Einkaufszettel vergessen hat, sondern den Geldbeutel gleich mit dazu. "Das hat nichts mit dem Alter zu tun", so die beruhigende Feststellung. Bei Hilda Röder gewinnt selbst scheinbar Belangloses Gewicht. Ein weiteres Beispiel dafür ist der Tangotanz mit dem Staubsauger, den sie kreiert, weil sie Hausarbeit nicht mag.
Die Zeit während der Lesung verfliegt im Nu, wozu auch die 13-jährige Edith Mareczek mit Intermezzi auf dem Cello beiträgt. Brigitte Mareczek, ihre Mutter und die veranstaltende Buchhändlerin, freuen sich über die gelungene Mischung. Wie sie bei der Einführung bemerkt, ist die Autorin in der Stadt "keine Unbekannte", vor allem auf Grund ihrer Tätigkeit im sozialen Bereich und im Hospizdienst. "Sie ist hier zum ersten Mal als Autorin", freut sich Brigitte Mareczek.
Aktualisiert: 26.06.2006, 06:02 Uhr
vom 26.06.2006
Alltägliches in Versform oder Tango mit dem Staubsauger
Hilda Röder stellt in Weil der Stadt bei einer poetischen Matinee ihr Buch "Erbsenrot und ihre Gedichte" vor
Weil der Stadt. Die Gedichte von Hilda Röder zaubern Bilder in den Kopf, wenn man sich auf sie einlässt. Oft werden ihre Worte sogar zu lebendigen Szenen. Gestern Morgen hat die Lyrikerin "Erbsenrot und ihre Gedichte" in der Buchhandlung Buch und Musik vorgestellt.
Von Gabriele Müller
Es sind alltägliche Begebenheiten, die die Weil der Städterin in gereimte Verse fasst. Sie beobachtet genau, was ihr begegnet und findet mit großer Sicherheit die passenden Worte, die ihre Gedanken einfangen und sie anderen Menschen übermitteln. Die Quellen für ihre sprachlichen Miniaturen sind vielfältig, oft hat sie das Geschilderte selbst erlebt. Mal ist es eine komische Begegnung im Wartezimmer beim Arzt, mal sind es blümerante Träumereien im eigenen Gärtlein, dann wieder sinnlich wahrgenommene Naturstimmungen am Strand auf Sardinien oder Mallorca. Besonders poetisch und dicht gelingen ihre Zeilen, wenn sie an oder über ihren Enkel Kilian schreibt. "Goldig" raunt es in den Zuhörerreihen, als sie das Gedicht "Nur erbsengroß" vorträgt. Ganz direkt spricht sie das gerade einmal fünf Wochen alte Lebewesen an, das im Bauch der Mutter wächst.
Die Schilderungen der 1943 in Holland geborenen Weil der Städterin sind stets sehr persönlich und auf entwaffnende Art ehrlich. Unverblümt beschreibt sie den Kampf mit ihren sandsack-schweren Gliedern, wenn sie sich beim morgendlichen Aufstehen "aus ihren Träumen schälen" muss. Sie lässt ihrer Fantasie freien Lauf, wie schön es sein könnte, noch einmal verliebt zu sein und vollkommen den Verstand zu verlieren. Und sie beschreibt ganz offen ihr Empfinden, wie sich der "Lebenswille" ihres zehn Wochen alten Enkels im Saugen an der Mutterbrust manifestiert. Nachdenkliche Betrachtungen sind ebenfalls dabei. Und auch hier findet sie den richtigen Tonfall mit einer guten Mischung aus Sensibilität und Humor.
"Ich kann über alles schreiben, was mit mir spricht", erklärt sie. Das kann zum Beispiel ein neu beginnender Tag sein, mit dem sie dann einen Dialog beginnt. "Ich bin dein Tag", sagt er zu ihr im gleichnamigen Gedicht und verspricht "Ich verschenke mich an dich". In "Nimm dein Leben" geht es darum, das eigene Leben als Geschenk anzunehmen und das Beste daraus zu machen. Und "Ich renne dem Glück nicht mehr hinterher" schließt mit der Erkenntnis, dass das eigentliche Glück in einem selbst liegt. Viel Zustimmung erhält sie vom Publikum, als sie sehr treffend das Dilemma analysiert, dass sie sich zwar über die Jahre äußerlich verändert, aber: "Mein Ich altert nicht." Ganz spontan kommt kurz darauf ein netter Kommentar aus dem Publikum, als sie in Gedichtform vom bösen Erwachen an der Supermarktkasse berichtet, als sie feststellt, dass sie nicht nur den Einkaufszettel vergessen hat, sondern den Geldbeutel gleich mit dazu. "Das hat nichts mit dem Alter zu tun", so die beruhigende Feststellung. Bei Hilda Röder gewinnt selbst scheinbar Belangloses Gewicht. Ein weiteres Beispiel dafür ist der Tangotanz mit dem Staubsauger, den sie kreiert, weil sie Hausarbeit nicht mag.
Die Zeit während der Lesung verfliegt im Nu, wozu auch die 13-jährige Edith Mareczek mit Intermezzi auf dem Cello beiträgt. Brigitte Mareczek, ihre Mutter und die veranstaltende Buchhändlerin, freuen sich über die gelungene Mischung. Wie sie bei der Einführung bemerkt, ist die Autorin in der Stadt "keine Unbekannte", vor allem auf Grund ihrer Tätigkeit im sozialen Bereich und im Hospizdienst. "Sie ist hier zum ersten Mal als Autorin", freut sich Brigitte Mareczek.
Aktualisiert: 26.06.2006, 06:02 Uhr
erbsenrot - 2006/06/26 23:00
4 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
fotolintschi - 2006/07/10 00:23
hallo liebe erbsin!
da gratuliere ich doch allerherzlichst.
es ist wirklich allzu schade, dass du so weit weg wohnst ...
ich wünsch dir ganz viel liebes
deine lintschi
es ist wirklich allzu schade, dass du so weit weg wohnst ...
ich wünsch dir ganz viel liebes
deine lintschi
erbsenrot - 2006/07/14 01:46
Liebe Lintschi,
danke dir für die liebe Gratulation... ja, es ist wirklich schade, dass so weit auseinander wohnen... und ich stelle mir vor, wenn es anders wäre... was würde uns alles einfallen! *lach*
Ein Drückerchen
deine erbse
Ein Drückerchen
deine erbse
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